Die Kantorei Nikolassee

„Lasst uns miteinander singen, beten, loben den Herrn!
Lasst uns das gemeinsam tun: Singen, beten, loben den Herrn!"
Ein wesentliches Element der Verkündigung, zu der alle Christen und auch wir in der Gemeinde Nikolassee aufgerufen sind, ist die Kirchenmusik. Diesem Aufruf singend zu folgen, macht besonders viel Freude, noch mehr, wenn man es gemeinsam tut.
Wie in fast allen Gemeinden ist auch in unserer der Chor eine feste Institution, die es eigentlich immer schon gegeben hat. Zahlreiche Konzerte und Gottesdienste hat er im Laufe der Jahrzehnte mit seiner Musik bereichert. Besondere Höhepunkte der vergangenen Jahre, in denen der Chor unter der Leitung von Karola Hausburg steht, waren Kantaten von Johann Sebastian Bach und Christoph Graupner, die Matthäus-Passion und die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz. Etliche Motetten und auch weltliche Madrigale hat der Chor in Gottesdiensten und kleineren Veranstaltungen gesungen. Eine besonders schöne Tradition hat das jährliche Adventsliedersingen für die Patienten der Waldhaus-Klinik, die wir direkt auf den Stationen besuchen.
Einmal wöchentlich, am Mittwochabend, treffen sich die Sängerinnen und Sänger der Kantorei Nikolassee im Jochen-Klepper-Saal zur gemeinsamen Probe. Sie beginnt immer mit einer kurzen Aufwärmphase, dem Einsingen. Dann beginnt die eigentliche Probenarbeit. In zwei Probenblöcken, unterbrochen durch eine kurze Pause, erarbeiten sich die Sängerinnen und Sänger nun die auf dem Programm stehenden Werke.
Dabei gibt es verschiedene Aspekte: Zunächst müssen sich alle Stimmgruppen mit ihrem Notentext vertraut machen, sie lernen „ihre Stimme": Melodiebögen, weniger melodiöse Notenabfolgen, Rhythmus, Dynamik, Textverteilung werden durch mehrmaliges Üben einstudiert. Dabei ist es nicht immer sinnvoll, von vorne bis hinten alles durchzusingen. Vielmehr werden die Stücke oft in ihre Einzelteile zerlegt: Es werden nur kurze, sinnvolle Einheiten wiederholt, schwere Tonfolgen werden sehr langsam, ohne Rhythmus und Text erschlossen, komplizierte Rhythmen werden zunächst ohne Töne gesprochen, ungewohnte Zusammenklänge werden isoliert, singtechnisch anspruchsvolle Herausforderungen werden trainiert etc. Dann geht es noch um das Zusammensingen und -schwingen, um sauberes Singen, um deutliche Aussprache. Ziel ist es, dem Werk in seinen musikalischen und inhaltlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Hier wird schon deutlich, dass Singen im Chor auch ein gutes Stück Arbeit bedeutet. Meistens ist es so wie beim Tanzen: Die Freude am Tun überwiegt und lässt die Anstrengung vergessen.
In der Kantorei treffen ganz unterschiedliche Menschen aufeinander, die vor allem die Freude am Singen verbindet. Eine besonders beglückende Erfahrung ist es, im gemeinsamen Singen miteinander etwas zu schaffen und gleichzeitig zu genießen, was man als Einzelner so nicht vermag.
Die Herausforderung im Chorsingen liegt darin, sich mit seiner eigenen, individuellen Stimme und seinem musikalischen Vermögen in den Dienst des Ganzen zu stellen. Somit ist die Chorgemeinschaft viel mehr als ein aus Einzelstimmen zusammengesetzter Klangkörper: Sie ist eine starke soziale Gemeinschaft, die viele unterschiedliche Menschen verbindet, in der Freundschaften entstehen und sehr viel Freude, manchmal auch Trauriges, erlebt und geteilt wird.
Der Chor freut sich über jeden, der über ein wenig Chorerfahrung verfügt und bereit ist, regelmäßig an den Proben teilzunehmen. Jederzeit sind neue Sängerinnen und vor allem Sänger herzlich bei uns willkommen!
Karola Hausburg, Kantorin