Kirchhof

Ende Oktober 1907 im damals noch unbebauten Siedlungsgebier »Kirchdreieck« eingeweiht, ist der 1953 in Kirchhof umbenannte Friedhof das älteste Zeugnis protestantischen Lebens der Kirchengemeinde Nikolassee, doch wurde in der ersten Friedhofsordnung von 1911 festgelegt, dass er »als allgemeine Begräbnisstätte für alle Personen, die im Bezirk der Kirchgemeinde ihren Wohnsitz haben, ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses« – also auch für die jüdischen Mitbürger – dient. Die Einschränkung des Wohnsitzes hatte jedoch nicht lange Bestand.

Die denkmalgeschützte Anlage mit der im Jahre 2015 restaurierten Mauer mit den »Ochsenaugen« und den zwei Toren wurde von Johannes Bartschat, dem Hausarchitekten der Heimstätten-AG, entworfen, von dem auch die 1913 eingeweihte Kapelle stammt. Ursprünglich bildete der Kirchhof ein durch die Mauer und den Zaun zum heutigen Tennisplatz begrenztes Dreieck und wurde später mehrfach erweitert. Heute umfasst er über zwei Hektar, ist aber nicht erweiterungsfähig und nicht mehr auf Kirchgemeindeglieder beschränkt. Vier Ehrengräber, 19 denkmalgeschützte und zahlreiche künstlerisch sowie ortshistorisch interessante Grabmale widerspiegeln die Bürgergemeinde Nikolassee und ihre über ein Jahrhundert gewachsene Erinnerungskultur, deren Bewahrung durch Erhalt der Grabstellen für Gemeindeleitung und Förderverein Verpflichtung und eine besondere Aufgabe darstellt.

Der Kirchweg wurde 1918 bis zur Potsdamer Chaussee verlängert. Bis dahin endete er, an der Kopfstein-Pflasterung gut zu erkennen, als Sackgasse vor der Kurve. Daraus erklärt sich die Anlage der zwei großen Tore in der Kirchhofmauer als Einfahrt und Ausfahrt der Gespanne.

Der Kirchhof Nikolassee ist der Friedhof der Kirchengemeinde Nikolassee, die ihn bewusst Kirchhof nennt. Für viele Menschen ist es ein guter Ort geworden. Ein Ort, an dem man ins Nachdenken kommen kann über Gott und die Welt, über sich selbst vor Gott. Oder einfach seinen Gedanken freien Lauf lässt und dann vielleicht überrascht ist über sich selbst. Ein Ort, wo jeder Zugang hat, aber auch seine Angehörigen beerdigen kann – wenn er von Gott etwas erwartet und erhofft angesichts des Todes und deshalb auch eine christliche Trauerfeier macht. Also eine Dank- und Trauerfeier mit einem Geistlichen, der in einer Kirche oder Gemeinschaft tätig ist, die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zusammenarbeiten.

Manchmal waren das in den letzten Jahren auch Menschen, die zu keiner Kirche gehörten, aber nun zurückkommen wollten und dort beerdigt sein wollen, wo Hoffnung groß geschrieben wird.