Unser Gemeindehaus

Das im April 1929 eingeweihte Gemeindehaus wurde vom federführenden Architekten Walter Lehweß gemeinsam mit seinem Büropartner Engelbert Breidenbend errichtet. Lehweß wohnte seit 1909 bis zu seinem Tod 1945 in dem von ihm erbauten Haus Von-Luck-Straße 20 und erbaute in Nikolassee außerdem für seine Zwillingsschwester Edith das benachbarte Schulgebäude Von-Luck-Str. 22/24, die einstige »Lehweß-Schule«. Das von ihm entworfene Familiengrabmahl befindet sich auf dem Kirchhof links nahe der Kapelle. In einer Fachzeitschriftveröffentlichung von 1930 beschrieb Lehweß den Bau wie folgt:

»Der Grundgedanke der Architekten beim Entwurf für das hier abgebildete Gemeindehaus war in städtebaulicher Beziehung der, das Gebäude aus der Villenbebauung des Ortes herauszuheben. Da die Baustelle an einer Straßenecke ohne besondere Bedeutung liegt, wurde durch Zurückschieben des Baues von der Bauflucht ein geräumiger rechteckiger Vorplatz geschaffen, der durch keinen Zaun von der Straße abgegrenzt werden soll. Dadurch erhält das Haus eine bevorzugte Lage, wie sie sonst nur an einem öffentlichen Platze möglich ist.«

Das Bauprogramm ergab zwanglos eine Dreiteilung des Baues: den Saalbau, den Kindergartenbau und den verbindenden Mittelbau mit Büro, Pfarrerzimmer, Lesezimmer, Verwalterwohnung. Ein durchgehender Korridor verbindet alle Räume. Im Äußeren wollten die Architekten die kirchliche Bestimmung durch die Rundbogenfenster im Erdgeschoß und die hohen beherrschenden Giebel andeuten, ohne dass der Bau etwa mit der benachbarten Kirche in Konkurrenz treten durfte. Zudem wollten sie dem Hause einen würdigen, aber nicht vordringlichen monumentalen Ausdruck geben.

Für die innere Ausstattung war große Sparsamkeit geboten, um die bewilligte Bausumme nicht zu überschreiten; daher konnte im Wesentlichen nur durch Farbe gewirkt werden. Doch ist es gelungen, mit diesem Mittel alle Räume hell und froh zu machen, ein Ausdruck freudiger, frommer Lebensbejahung. Die Baukosten haben ohne Gartenanlagen und Inneneinrichtung etwa 300 000 Mark betragen, die Bauzeit ein knappes Jahr.

Das 1993 umfassend sanierte Gemeindehaus steht, wie das gesamte Ensemble der Evangelischen Kirchengemeinde am Kirchweg, unter Denkmalschutz. Der dreiflüglige Bau auf dem Grundstück Kirchweg 6 beherbergt bis heute den Kindergarten mit großem Spielplatz (Eingang Pfeddersheimer Weg 69), im mittleren Gebäudetrakt u.a. die Pfarrwohnung und im anschließenden Gebäudeteil mit dem Eingangsportal die Büros der Gemeindeverwaltung, die Bücherstube sowie zwei Veranstaltungsräume: den Kleinen Saal und den Jochen-Klepper-Saal. Beide stehen auch der Bürgergemeinde zur Verfügung und werden angesichts eines lebhaften und vielfältigen Gemeindelebens fast täglich genutzt.